JĘZYKOZNAWSTWO nr specjalny 2023 ISSN 2391-5137


https://doi.org/10.25312/2391-5137.NS23_zwge


Zenon Weigt image https://orcid.org/0000-0002-0759-2163 Akademia Humanistyczno-Ekonomiczna w Łodzi

e-mail: zweigt@ahe.lodz.pl


Die Lodzer Zeitung (1863–1915) – Vorläuferin der Lodzer Presse um die Jahrhundertwende


Abstract

Die Lodzer Zeitung war die erste Zeitung in Łódź und wurde zu Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet. Sie entwickelte sich parallel zur Stadtentwicklung von einer kleinformatigen, vierseitigen Zeitung zu einer großformatigen, achtseitigen, deutschsprachigen Zeitung. In dieser Zeit diente sie nicht nur als Medium zur Information von Unternehmern, Handwerkern und Kaufleuten über die wirtschaftliche Lage, sondern unterstützte auch die deutsche Gemeinschaft in Łódź in kultureller und nationaler Hinsicht. Dieser Artikel präsentiert die Ausgabe von 1899 (um die Jahrhundertwende) mit Textsorten und ausgewählten Themen zum alltäglichen Leben der Einwohner. Die Analyse konzentriert sich auf den Wortschatz von Anzeigen und Pressemitteilungen in seinen strukturellen und lexikalischen Dimensionen. Der Artikel leistet einen Beitrag zur weiteren wissenschaftlichen Erforschung historischer Pressetexte und regt dazu an.


Schlüsselbegriffe: Deutsche Zeitung, 19. Jahrhundert, Łódź, Pressetexte und deren Vokabular


Historischer und industrieller Hintergrund sowie Infrastruktur von Łódź – 1899

Ende des 19. Jahrhunderts war Łódź eine Metropole und eine der dynamischsten Städte im Königreich Polen, das nach drei Teilungen und dem Wiener Kongress 1815 zu Russland gehörte. Aus einem kleinen Bauerndorf1 entwickelte es sich zu einem be- deutenden Zentrum der Textilindustrie in Europa und wurde in Presse und Literatur als „polnisches Manchester“ bezeichnet – analog zur Entwicklung und Bedeutung der


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1 Am 15. Juli 1423 erhielt Łódź von König Władysław Jagiełło die Stadtrechte.


Industriestadt Manchester in England. 1899 zählte die Stadt über 283.2062 Einwohner und war eines der größten urbanen Zentren der Region. Historischen Quellen zufolge war Łódź in seiner demografischen und industriellen Entwicklung ein Beispiel für eine mitteleuropäische Stadt, deren technologische Fortschritte in der Textilindustrie jene der Industriestädte Westeuropas übertrafen (Vgl. Baranowski, Fijałek, Rosin, 1980). Die größten Textilfabriken gehörten renommierten Industriellenfamilien wie Karol Scheibler, Izrael Poznański und Ludwik Geyer. Die dynamische industrielle Entwicklung basierte auf ausländischen Investitionen und modernen Technologien, darunter Europas führender Maschinenpark mit Dampfmaschinen und mechanischen Webstühlen. Die Produktion war auf den Export in russische und andere europäische Länder ausgerichtet. Die Fabriken besaßen und entwickelten Fabrikkomplexe wie Księży Młyn, die in ihrer Verwaltung autark waren und über eigene Arbeitergebäude, Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser verfügten.

Mit der industriellen Entwicklung veränderte sich auch das architektonische Stadtbild. Architekten wie Gustaw Landau-Gutenteger, Dawid Landé, Adolf Zeligson und Henryk Hirszenberg entwarfen Industrieanlagen, Mietshäuser und Fabrikantenpaläste. Bis 1899 verfügte Łódź über ein gut ausgebautes Eisenbahnnetz und vier elektrische Straßenbahn- linien, was den öffentlichen Nahverkehr deutlich verbesserte (Atlas historyczny miasta Łodzi, 2022). Stadtpläne aus dieser Zeit (ab 1897) zeigen zahlreiche geplante Treffpunkte und Erholungsflächen für die Einwohner von Łódź – Stadtparks. In Łódź gab es sowohl katholische als auch protestantische Sakralbauten, Gebetshäuser für die jüdische Bevölke- rung und orthodoxe Kirchen. Die räumliche Entwicklung von Łódź und den umliegenden Städten Pabianice und Zgierz war beeindruckend.


Sozialer und kultureller Hintergrund

Der Großraum Łódź war eine multikulturelle Stadt. Polen stellten etwa 50–55 % der Be- völkerung, Juden 33–35 %, Deutsche 10–12 % und Russen etwa 2–3 % (Vgl. Janczak, 1991; Samuś, 1997; Bömelburg, 2022). Juden kamen hauptsächlich aus Russland und Preußen, Deutsche (v. a. aus Sachsen) siedelten sich ab den 1820er Jahren an3, und Russen kamen mit der Ankunft der zaristischen Verwaltung.

Die sozialen Gegensätze waren eklatant: Neben den Palästen der Industriellen lagen arme Arbeiterviertel4. 1899 gab es in Łódź Theater und das erste Kino im Königreich Polen, „Gabinet Iluzji“ („Kabinett der Illusionen“), wurde in Łódź in der Piotrkowska


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2 283.206 – die Zahl der Einwohner von 1897 (Quelle: wikipedia.org/ludnosclodzi).

3 Der Zgierzer Vertrag vom 30.03.1821 war ein Schlüsseldokument für die industrielle Entwicklung von Zgierz. Er sah die Schaffung von Bedingungen für die Ansiedlung von Tuchmachern und den Erhalt von Privilegien im Zusammenhang mit ihren Tätigkeiten, sowie die Aufteilung von Grundstücken für neue Häuser und Gebäude für Handwerker vor.

4 Bömelburg (2022: 23) schreibt dazu Folgendes: „Etwa zwei Drittel der gesamten Beschäftigten der Stadt waren 1897 in der Textilindustrie tätig. Sie stammten aus wirtschaftlich beengten ländlichen Verhältnissen, oft nachgeborene Kinder in großen Familien, hatten Armut erlebt bzw. durchlitten und suchten in der Industriestadt Existenzchancen“.


Strasse 120 eröffnet, was von der wachsenden Bedeutung der Massenkultur zeugte. Eine mehrsprachige Presse und aktive Vereine5 florierten, obwohl der Zugang zu Kultur für die ärmsten Bevölkerungsschichten eingeschränkt war. Die Presse war mehrsprachig und spiegelte die ethnische Zusammensetzung der Stadt wider. Zu den bedeutendsten polni- schen Zeitungen zählten der „Dziennik Łódzki“, der „Rozwój“, der „Goniec Łódzki“ und die „Gazeta Łódzka“. Die deutsche Gemeinde las u.a. die „Lodzer Zeitung“, das „Lodzer Tageblatt“ und die „Neue Lodzer Zeitung“. Die Russen hatten den „Łodzinskij Listok“, und die jüdische Gemeinde den „Najer Folksblat“ und den „Łodzier Togblat“. Zeitungen erfüllten eine informative, kulturelle und integrative Funktion, dienten aber auch als Me- dium für interethnische Rivalitäten. Die Vermischung der polnischen, deutschen, jiddischen und russischen Sprache in der Stadt trug zur Entwicklung der Lodzer Mundart bei. Diese Mehrsprachigkeit zeigte sich im öffentlichen Raum – Schilder, Plakate, Werbung aller Art und Zeitungen waren mehrsprachig.


Struktur der Lodzer Zeitung

Die „Lodzer Zeitung“ war die erste Zeitung im Industriegebiet Łódź und bis zur Gründung des „Dziennik Łódzki“ im Jahr 1884 die einzige. Sie wurde von Jan Petersilge, dem In- haber einer Lithografiewerkstatt in Łódź, gegründet. Das Konzept der Zeitung wurde vom russischen Militärkommandanten von Łódź, Alexander von Broemsen, genehmigt. Die erste Ausgabe erschien am 2. Dezember (30. November) 1863 unter dem Titel „Łodźer Anzeiger – Łódzkie Ogłoszenia“. Anfangs erschien die Zeitung zweimal wöchentlich in kleinem Format mit vier Seiten, die hauptsächlich Bekanntmachungen der russischen Verwaltungsbehörden in polnischer und deutscher Sprache enthielten.

Es ist offensichtlich, dass sich Format und Struktur der Zeitung im Laufe der Zeit weiterentwickelten, und am 1. Januar 1865 wurde sie in Lodzer Zeitung umbenannt. Auch ihre Inhalte veränderten sich, parallel zu den Textformaten (über Bekanntmachungen und Pressemitteilungen hinaus) – von Berichten hin zu strukturell anspruchsvolleren Artikeln wie Reportagen, Rezensionen und Pressekommentaren (Vgl. Michoń, 2020), die das Leben der Stadtbewohner thematisierten und den Lesern globale Nachrichten boten. Von da an erschien die Zeitung dreimal wöchentlich und informierte über lokale Ereignisse, Handel, Industrie und Technologie, Wetterberichte, Wechselkursdaten und vieles mehr. Zu den ersten Abonnenten zählten neben Deutschen auch Polen und Juden, die den Handel und die Industrie von Łódź repräsentierten. Diese benötigten Informationen vom lokalen Markt und später auch international sowie technische Nachrichten mit Schwerpunkt auf der Textilindustrie, darunter Bekanntmachungen und Mitteilungen. Die weitere dyna- mische Entwicklung der Zeitung war eng mit der Entwicklung der Drucktechnologien


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5 Łódź war zu dieser Zeit ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen – polnischer, deutscher, jüdischer und russi- scher – und diese Vielfalt spiegelte sich auch in den Vereinen wider, z.B. Handels- und Industrievereine: Die Lodzer Industrie- und Handelskammer; Kulturelle und Bildungsvereine: Das Towarzystwo Krzewienia Oświaty (Gesell- schaft zur Förderung der Bildung) setzte sich für die Alphabetisierung und kulturelle Entwicklung der Bevölkerung ein; Religiöse Vereine, Sportvereine, Musikvereine und viele andere.


und journalistischen Formate sowie dem Aufkommen konkurrierender polnischer und deutscher Tageszeitungen verbunden. Kaszubina (1968: 191) schreibt über die Entwick- lung der Zeitung wie folgt6:

Z małej, dwustronicowej gazety, wychodzącej trzy razy tygodniowo, stała się dzienni- kiem ukazującym się dwa razy dziennie o coraz szerszym zakresie treściowym. Nie za- łamał też gazety pożar, który wybuchł 13 czerwca 1888 r. Spłonęła drukarnia „Lodzer Zeitung” przy ul. Piotrkowskiej 20 wraz z całym nakładem gazety. Do 15 lipca tegoż roku, by nie utracić ciągłości wydawnictwa, „Lodzer Zeitung” tłoczono w łacińskim alfabecie w drukarni „Dziennika Łódzkiego”7.

Nach dem Brand wurden Redaktion und Druckerei 1895 in das Gebäude in der Pio- trkowska-Straße 86 verlegt, das noch heute existiert.

Die 36. Ausgabe der Lodzer Zeitung, die im Archiv aufbewahrt wird, markiert das Ende des 19. Jahrhunderts. Daher lohnt es sich, die Ausgabe aus dem letzten Jahr 1899 im Hinblick auf ihre Struktur und die Art der vertretenen Pressetexte zu untersuchen. Um die Jahrhundertwende hatte die Lodzer Zeitung ein großformatiges, zeitungsähnliches Layout und wurde im achtseitigen Frakturformat gedruckt. Für meine lexikalische und textuelle Analyse wählte ich verfügbare Ausgaben aus den letzten Monaten des Jahres aus. Der Zeitungskopf blieb seit 1888 unverändert, und sowohl redaktionelle Informatio- nen als auch Pressemitteilungen und Anzeigen wurden auf Deutsch gedruckt8. Letztere erschienen vereinzelt auch auf Polnisch, Russisch und Französisch. So erfahren wir beispielsweise aus der Information unter dem Zeitungskopf, dass sich Redaktion, Ver- sandabteilung und Anzeigenannahme in der Petrikauer Straße Nr. 86 (im eigenen Hause) befinden. Anzeigen werden auch in Warschau, Senatorska-Straße Nr. 32, angenommen. In den Informationen zu den Abonnementpreisen findet sich die Formulierung Viertel- jährlicher pränumerando zahlbarer Abonnementspreis, wobei das Lexem pränumerando im Sinne von im Voraus (zu zahlen) nur noch in einigen Wörterbüchern verzeichnet ist. Zu den interessanten lexikalischen Einträgen gehört auch das Lexem Nonpareilzeile, die in den analysierten Ausgaben dieses Jahres als Wortzusammensetzung mit einem einzigen

„l“ geschrieben ist (z. B. Nr. 284), während sie im Jahrbuch von 1913, z. B. Nr. 536, die

korrigierte Schreibweise Nonpareillezeile9 aufweist.


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6 „Aus einer kleinen, zweiseitigen Zeitung, die dreimal wöchentlich erschien, wurde sie zu einer zweimal täg- lich erscheinenden Tageszeitung mit einem immer breiteren Themenspektrum. Die Zeitung überstand auch den Brand vom 13. Juni 1888. Die Druckerei der Lodzer Zeitung in der Piotrkowska-Straße 20 brannte nieder, und mit ihr die gesamte Auflage. Um die Kontinuität der Veröffentlichung zu gewährleisten, wurde die Lodzer Zeitung bis zum 15. Juli desselben Jahres in lateinischer Schrift in der Druckerei «Dziennik Łódzki» gedruckt.“ (Übers. ZW).

7 Die polnischen Anzeigentexte wurden in lateinischer Schrift, die deutschen in Fraktur gedruckt.

8 Anders als in den ersten Ausgaben der Zeitung, in denen die redaktionellen Informationen in zwei nebenein- anderliegenden Spalten auf Deutsch und Polnisch präsentiert werden. Diese Informationen umfassen die Redaktion, die Versandstelle (in der Konstantynowska-Straße 327) und die Abonnementpreise.

9 Aus dem Französischen: nonpareille: 1. schmales Band; 2. sehr feine Dragee; 3. Druck. nonparel bezieht sich auf die sehr kleine Druckschrift „nonpareille“. Siehe auch im Wörterbuch: Prof. K. Stadtmüller u. Ino. K. Stadt- müller „Technisches Wörterbuch“, S. 91: Nonpareille / nonparel, nonparejl, półcycero (6-Punkt-Schriften/Halbcice- ro) (Druck.). Nonpareil-säge /piła poprzeczna (amerykańska) Distona (Distons (amerikanische) Querschnittsäge);

-schrift / – Perlschrift. Die Schreibweise dieses Lexems ist unklar.


Die erste Seite jeder Ausgabe war hauptsächlich mit Anzeigen gefüllt, die entweder parallel in vier Spalten angeordnet oder horizontal über alle vier Spalten verteilt waren. Dies hing von der Platzierung innerhalb der Zeitung und dem Preis ab. Die kleinste Schriftgröße (6 Kopeken pro Zeile) kostete 15 Kopeken für Anzeigen auf der ersten Seite und 80 Kopeken pro Zeile für Anzeigen in anderen Formaten. Für ausländische Kunden kostete die kleinste Schriftgröße 20 Pfennig pro Zeile. Die untere Hälfte der ersten Seite enthielt Nachdrucke literarischer Werke wie Kurzgeschichten, Romane und anderer Texte, die auf die zweite Seite verschoben wurden, wenn die Anzeigen einen Großteil der ersten Seite einnahmen. Ab Ausgabe Nr. 308 wurde der Roman „Cirkusblut“ des deutschen Schriftstellers Heinrich Lee, genauer gesagt Heinrich Landsberger (1862–1919), gedruckt. Auf den Abschnitt mit den Anzeigen auf der Titelseite und den Nachdrucken folgten Abschnitte mit Artikeln, Berichten und Nachrichten aus Polen und dem Ausland (in eini- gen Ausgaben enthielt auch dieser Abschnitt Anzeigen). Die Ausgabe Nr. 310 beginnt mit Berichten aus dem Inland im Abschnitt Inland. Die Berichte stammen aus St. Petersburg, Odessa, Poti und Kislyar und umfassen Meldungen und Informationen von Ministerien sowie Neuigkeiten aus dem Alltag in den genannten Städten, Wasserkatastrophen und die feierliche Eröffnung des Instituts für Orientalische Sprachen in Wladiwostok. Ein wich- tiger Bestandteil des Berichts- und Informationsteils ist die Rubrik Aus der russischen Presse, die in dieser Ausgabe einen gekürzten Nachdruck eines Textes aus der Zeitung Birzhevyje Vedomosti (1880–1917) mit dem Titel „Deutschland und Russland die Mo- narchenzusammenkunft in Potsdam“ enthält. Für detailliertere und aktuellere politische Nachrichten findet der Leser vor allem die Kolumne Politische Übersicht. Diese Ausgabe widmet den Buren und ihrer Kampfweise (unter dem in diesen Ausgaben bekannten Titel Kriegsschauplatz) viel Raum. Die zitierten Nachrichtenfragmente stammen von Generälen, Offizieren, Kommandeuren usw. oder aus Berichten einer bestimmten Zeitung oder ihres Korrespondenten, meist ohne Nennung der Initialen oder des Namens des Autors. Eine interessante regelmäßige Kolumne für die Leser war Was hört man Neues? (S. 3). Die thematische Vielfalt dieser Kolumne ist beeindruckend, doch ihre thematischen Unter- überschriften beginnen in der Regel mit Behördlichen Bekanntmachungen, in denen Ämter oder deren Vertreter über eine bestimmte Verwaltungs- oder Rechtsvorschrift berichten und diese anhand von Beispielen für Gesetzesverstöße veranschaulichen, um sicherzustel- len, dass das endgültige Handeln eines Stadtbewohners dem Gesetz entspricht, z. B. Der Herr Stadtpräsident macht Folgendes bekannt: …, z. B. Vom Finanzministerium: Von der Einkommensteuer:10 … Die nächste Unterüberschrift dieser Spalte, Eingesandt, enthält zugesandte Texte oder Auszüge daraus von anderen Redaktionen zu einem bestimmten Thema, oft in Form von Übersetzungen. Darauf folgen Gerichtliches mit Fällen von Gesetzesverstößen und Gerichtsverfahren sowie Vermischtes. Regelmäßige Unterspalten


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10 Die beschriebenen Texte sind in deutscher Sprache, aber in einigen Ausgaben sind auch russische Texte zu finden, entweder im Abschnitt „Behördliche Bekanntmachung“ oder auf einer der Seiten mit Bekanntmachungen, zum Beispiel in der Ausgabe Nr. 302 auf der ersten Seite, wo unter der Überschrift „OФФИЦIALNЫЙ ОTДҌЛЪ“ (Abteilung) eine Bekanntmachung des Vorstands/der Kommission/des Polizeichefs/des Magistrats/der Magistrats- kanzlei usw. der Stadt Łódź zu finden ist, dass …; Unterzeichnet vom Bürgermeister der Stadt Łódź, St. Pieńkowski, oder einem rangniedrigeren Beamten, wie zum Beispiel dem Leiter des Post- und Telegraphenamtes – Baumgartner.


in diesem Abschnitt sind außerdem Letzte Post und Telegramme mit Nachrichten aus al- ler Welt (meist aus verschiedenen Zeitungen) zu Ereignissen unterschiedlicher Themen. Weiterhin enthält diese Rubrik Kunstnachrichten, Theater und Musik mit Vorschauen auf Repertoires der Theater von Łódź (Victoria=Theater und Thalia=Theater11) und In- formationen über Konzerte, Recitals usw. sowie zu Kunstausstellungen12 (Nr. 302, S. 3):

Deutsche Kunst in Rußland. Infolge einer Vereinbarung zwischen der deutschen und der russischen Regierung ist, wie die „Tägl. Rundschau“ erfährt, auf Betreiben unserer Re- gierung ein Consortium deutscher Maler, an dessen Spitze Anton von Werner steht, zu- sammenberufen, um eine große Anzahl bester deutscher Bilder auszusuchen. Diese Bilder sollen durch Vermittlung der russischen Regierung dem russischen Publikum vorgeführt und vorerst in Petersburg, dann in Moskau und vielleicht noch in anderen größeren Städ- ten Russlands ausgestellt werden. Die Ausstellung beginnt in Petersburg in den Wo- chen vor Weihnachten. Dieses Vorgehen wird naturgemäß überall mit großer Genugtuung aufgenommen. Wir hoffen, daß auch Lodz dabei nicht übergangen werden wird. Hoffentlich nimmt sich eine der hiesigen Kunst-Ausstellungen der Sache an.13

Eine Neuheit in den Textsorten der Lodzer Zeitung waren die kurzen, eher allgemei- nen Rezensionen der für den jeweiligen Tag geplanten Theateraufführungen, ganz ohne Nennung des Autors. Es war die Rede vom Inhalt des Stückes, oder Informationen über den Autor, oder aber auch Aussagen über die Schauspieler usw. Andere Untertitel, wie etwa Vermischtes, wurden je nach Thema der Nachricht/Information spontan formuliert,

z. B. Dilettantenabend. Die Lektüre dieser kurzen Texte verdeutlicht auch die semanti- schen Unterschiede beim Wort Dilettant14 zwischen damals und heute. Nachrichten aus dem Alltag der Städte rund um Łódź, wie Pabianice, Zgierz, Konstantynów, Aleksandrów, Ozorków und Tomaszów, waren für die Einwohner von Łódź ebenfalls wichtig. Ob- wohl diese rein informativ waren, verliehen sie der Kolumne mitunter einen gewissen kleinstädtischen Charme, ein wenig Neugierde auf den Alltag und oft auch Neuigkeiten. Erwähnenswert ist auch, dass fast jede Ausgabe der Lodzer Zeitung kurze Berichte über alltägliche Themen in Warschau enthielt. Auf Seite vier der besprochenen Ausgabe befan- den sich für die Einwohner von Łódź offizielle Informationen: die Zivilstandsnachrichten (Mittheilung aus der evang. = lutherischen St. Trinitatis = Gemeinde in Lodz in der Woche


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11 Neben diesen Theatern wurden auch Informationen über aktuelle Aufführungen des M. Wołowski-Theaters bereitgestellt.

12 Ausstellung „Deutsche Kunst in Rußland“: „Sztuka niemiecka w Rosji. Na skutek porozumienia między rządem niemieckim a rosyjskim, jak podaje „Tägl. Rundschau”, z inicjatywy naszego rządu zwołano konsorcjum niemieckich malarzy, na którego czele stoi Anton von Werner, aby wybrać dużą liczbę najlepszych niemieckich obrazów. Obrazy te mają zostać, za pośrednictwem rządu rosyjskiego, zaprezentowane rosyjskiej publiczności i wy- stawione najpierw w Petersburgu, następnie w Moskwie, a być może także w innych większych miastach Rosji. Wystawa rozpocznie się w Petersburgu w tygodniach poprzedzających Boże Narodzenie. Ten zamiar spotyka się wszędzie z wielką satysfakcją. Mamy nadzieję, że również Łódź nie zostanie pominięta. Miejmy nadzieję, że jedna z miejscowych wystaw sztuki zajmie się tą sprawą“. (Übers. ZW).

13 Rechtschreibung wie im Original beibehalten.

14 Im heutigen Sprachgebrauch bezeichnet man als Dilettanten jemanden, der über ein Thema spricht oder sich in einem Bereich engagiert, ohne über ausreichendes Wissen, Erfahrung oder eine entsprechende Ausbildung zu verfügen, und hat daher eine abwertende Bedeutung. Historisch gesehen bezeichnete der Begriff einen miłośnik, amator, der aus Leidenschaft handelte.


vom 29. Oktober bis 4. November 1899). Diese enthielten statistische Daten zu Taufen, Trauungen und Todesfällen (mit Namen und Alter der Verstorbenen), Totgeburten und Bekanntmachungen (ebenfalls mit Vor- und Nachnamen). Ähnliche Informationen wurden von den Gemeinden der umliegenden Städte bereitgestellt, was die Verbreitung der für die alltägliche Kommunikation notwendigen Informationen erleichterte. Darüber hinaus erhielten die Leser in den Kirchlichen Nachrichten die notwendigen Informationen zu Gottesdiensten, einschließlich der Kirche und der Uhrzeit des jeweiligen Gottesdienstes in polnischer Sprache: In der St. Johannis = Kirche: … Am Mittwoch, den 1. November, Vormittags um 10 Uhr, Gottesdienst in p o l n i s c h e r Sprache, Herr Pastor Angerstein.“ Abends um 8 Uhr, Bibelstunde, Herr Pastor = Diakonus Manitius (296/4), auch Zusam- menkünfte der Gläubigen zu biblischen Lehren, Kindergottesdiensten oder allen Arten von kirchlichen Kreisen mit Angabe des genauen Ortes und der Zeit sowie des Namens und Nachnamens des leitenden oder teilnehmenden Pastors. Der vorliegende Abschnitt schließt mit kurzen Texten/Hinweisen wie Verzeichniß der eingelaufenen Briefsendungen, die wegen mangelhafter Adresse oder aus anderen Gründen ihren Adressaten nicht zu- gestellt werden konnten, wobei die Initialen sowohl für offene als auch für geschlossene Briefe/eingeschriebene Briefe/banderolirte Sendungen15 angegeben sind. Vor- und Nach- name sowie der Absenderort wurden ebenfalls aufgeführt, was den Einwohnern von Łódź sicherlich in vielen Fällen half, unzustellbare Post im In- und Ausland wiederzufinden. Zur Information veröffentlichte die Redaktion außerdem die Unbestellbaren Telegramme mit Namen des Absenders/Empfängers. Das Grand Hotel, das Hotel Victoria und das Hotel Polski veröffentlichten ihre Fremdenlisten, Listen von Gästen von außerhalb Łódź mit Namen und Ankunftsort. Der Informationsteil schloss mit drei Texten: Witterungs = Bericht (nach der Beobachtung des Optikers Diering), Cours = Bericht (aktueller Rubel- Mark-Wechselkurs) und Vom Geldmarkt (Geldmarkt aus Berlin) mit Informationen zu privaten Discountern und Wechselstuben in London und Paris. Letztere beiden Informa- tionen waren für Kaufleute, Handwerker, Händler und Hersteller in Łódź, die damals mit ausländischen Geschäftspartnern kooperierten, von Bedeutung.

Der fortwährende Kontakt der Zeitung zu ihren Lesern wird in einigen Ausgaben durch

Texte im Informationsteil mit dem Titel Briefkasten der Redaktion,16 belegt. Meinungs- seiten, auf denen Leser auf Veröffentlichungen früherer Ausgaben Bezug nehmen und ihre positiven und negativen Meinungen zu deren Inhalt äußern, eigene Ergänzungen hinzufügen und öffentliche Anfragen stellen.


Anzeigen

Alle Abschnitte von Seite vier (unten) bis Seite acht enthalten Anzeigentexte, die für inte- ressierte Bevölkerungsgruppen – vom Durchschnittsbürger bis zum Fabrikbesitzer – von


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15 Anders Briefmarkensendungen, z.B. in der Ausgabe Nr. 302.

16 Auch hier gibt es keine Erklärung für die Verwendung der lateinischen Schriftart im Titel und der Fraktura- Schriftart im folgenden Text.


Bedeutung waren. Diese Anzeigen sind durch eine dicke Linie vom Haupttext abgetrennt. Zur Veranschaulichung der Anzeigen habe ich die oben genannten Zeitungsausgaben aus dem Jahr 1899 ausgewählt; ein Stichprobenvergleich in dieser Ausgabe der Zeitung ergibt insgesamt 125 deutsche Anzeigen, 6 polnische, 4 russische und 1 französische Anzeige. Die Textsorte Zeitungsanzeige bilden ein interessantes Forschungsobjekt nicht nur für einen Linguisten, sondern auch für Soziologen, Marketingfachleute oder Historiker, da sie sowohl sprachliche Veränderungen aufzeichnen, als auch unter bestimmten sozial- (im Fall der Lodzer Zeitung auch national-) und wirtschaftsgeschichtlichen Gesichtspunkten behandelt werden. Interessant sind dabei auch Fragen nach Form, grafischer Gestaltung und dem Inhalt der Anzeigen, außerdem auch nach sprachlichen Mitteln (insbesondere deshalb, da sie historische Texte sind), mit welchen die Anzeigen gestaltet wurden. Sylvia Bendel (1998: 53) definierte eine Zeitungsanzeige als: „ …das Resultat einer schriftlich vollzogenen sprachlichen Handlung, welche lautet: Einer größeren Zahl von Empfängern ein Produkt anbieten … zum Kauf desselben zu bewegen.“ Diese Basisdefinition gilt eigentlich bis heute. Unter allen Textsorten der Lodzer Zeitung zeichnen sich die An- zeigen durch ihre lexikalische Ebene, ihre anspruchsvolle, kundenfreundliche Sprache, die grafische Vielfalt in Schriftarten und Grafiken, grammatikalische und orthografische Unterschiede (oft unbeabsichtigt, bedingt durch Satzfehler oder mangelnde Sprachkennt- nisse des Autors) sowie den vom Herausgeber verwendeten Sprachstil aus. Man muss Olga Wolińska (1987: 7) zustimmen, dass die Presse des 19. Jahrhunderts zahlreiche Veränderungen und Umbrüche in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft widerspiegelte. Die Anzeigen in allen analysierten Texten unterscheiden sich hinsichtlich Schriftart, Druckqualität und grafischer Gestaltung deutlich von zeitgenössischen Anzeigen, er- füllten aber erfolgreich ihre informative und persuasive Funktion. Die Texte historischer Presseanzeigen lassen sich nach verschiedenen Kriterien klassifizieren, beispielsweise nach den Merkmalen des Werbetreibenden, dem Inhalt der Anzeige, ihrem Format und

ihrer Platzierung, typografischen Modifikationen usw.


Die Thematik der Anzeigen

Die Anzeigen dieser Ausgabe können zunächst nach gewerblichen und privaten Anzeigen klassifiziert werden, die entweder einen Allgemeincharakter haben oder sich auf eine bestimmte Adressaten-/Beschäftigungsgruppe beschränken, besonders dann, wenn sie direkt in der Aufschrift oder im laufenden Text der Anzeige genannt werden: Wichtig für die Herren Fabrikanten u. Industriellen!; Gebrauche nur den rein holländischen Cacao Leestemaker. Der Verkauf befindet sich in den Droguen = Handlungen der Herren: …; Ein Lehrling mit guter Handschrift findet sofort Stellung. Offerten sub C.B an die Exped. des Blattes erbeten; Potrzebna bona, znająca się dobrze na szyciu, do dwuletniego dziecka. Oferty pod „U.L” przyjmuje eksp. nin. pisma (310/6, 7).

Es gibt im Allgemeinen keine thematische Einteilung der Anzeigen etwa verlorene/ gefundene Gegenstände, Beschäftigung/Stelle finden, Berufe/Dienstleistungen, Lebens- mittel/Waren usw. Sie erscheinen ordnungslos nacheinander, ohne Angabe der Thema-


tik, bzw. der Interessengruppe. Man kann sie oft durch die Semantik der angewandten Verben, bzw. durch ihre grammatische Form oder substantivische Verbphrasen intuitiv einstufen, oder auch nach dem einleitenden Wort – meist ist es ein Substantiv, wie es in den nachfolgenden Beispielen gezeigt wird. Sie sind in Form, Inhalt und in grafischer Aufmachung, durch Groß- und Kleinschreibung, Fettdruck, kleine Abbildungen u.ä., heterogen und ziehen die Aufmerksamkeit des Lesers an:

Außer den kommerziellen und privaten Anzeigen gibt es im Inseratenteil der Zeitung auch Todesanzeigen: Freitag, den 10. November, Mittags 1 Uhr, verschied sanft im Herrn, nach kurzem schwerem Leide, unsere liebe Mutter, Schwieger = und Großmutter Dorothea Schink, geb. Thüm, im Alter von 81 Jahren. Die Beerdigung findet Sonntag, den 12. d. Mts., Nachmittags 2 Uhr, vom Trauerhause, Benedictenstr. Nr. 18, aus statt, wozu alle Verwandten, Freunde und Bekannten eingeladen werden. Die tiefbetrübten Hinterbliebenen. (310/6). Zu beachten ist bei diesen Anzeigen, dass sie nach Rechtschreibregeln und editorisch sauberer verfasst sind, auch wenn es um die richtige Interpunktion geht. Ihre Form und lexikalische Ausgestaltung gehören zu den Standardtexten, die bis heute geltend sind17.



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17 In der Ausgabe Nr. 294 vom 14. (26.) October 1899, S. 3, in der Rubrik Was hört man Neues?, unter dem Titel Nekrolog wurde folgende Nachricht übermittelt: „Abermals hat der unerbittliche Tod ein Menschenleben da- hingerafft, daß, in der Blüthe seiner Jahre stehend, zu den schönsten Hoffnungen berechtigte. Gestern früh verschied nach längerem Leiden Herr Jan Petersilge; Sohn des Herausgebers unserer Zeitung; im Alter von 38 Jahren. Der Verblichene, der unserem Blatte sehr nahe gestanden, hat mehrfach als Vertreter des Redacteurs und Herausgebers die „Lodzer Zeitung“ verantwortlich gezeichnet, wobei er der Redaction stets mit Rath und That an die Hand ge- gangen war …“. In derselben Nummer der Zeitung wurde über die Hälfte der Seite, auf einem gesonderten Blatt, die folgende Todesanzeige beigefügt: Vom tiefsten Schmerz gebeugt, machen wir hiermit die Mittheilung, dass es Gott dem Allmächtigten gefallen hat, am Mittwoch, den 25. Oktober, unseren inniggeliebten Sohn, Bruder, Schwager, Onkel und Neffen Jan Petersilge im Alter von 38 Jahren von seinem langen schweren Leiden durch einen sanften Tod zu erlösen. Die Beerdigung des theuren Dahingeschiedenen findet am Sonnabend, d. 28. October, Nachmittags 2 Uhr, vom Trauerhause, Petrikauer Str. Nr. 54 (Ecke Dzielna), aus statt. Um stilles Beileid bittet die tiefbetrübte Familie. Die nächste Todesanzeige wurde halbseitig in der Ausgabe Nr. 296 vom 16. (28.) October 1899, S. 6, auf Russisch und auf Deutsch (lat. gedruckt: Am Sonnabend, den 28. October, Vormittags 10 Uhr, wird in der Alexander Newski-Kirche für den verewigten Jan Petersilge eine Trauerandacht abgehalten. Die Beisetzung der irdischen Hül- le des Verstorbenen findet Nachmittags, präcise 2 Uhr, von der Alexander Newski-Kirche aus nach dem orthodoxen Kirchhof statt. Die trauernde Familie).


Die kommerziellen Annoncen unterscheiden sich von den privaten am meisten durch den Wortschatz, der in manchen Fällen recht fachsprachlich ist. Dies illustriert das fol- gende Beispiel: Wichtig für die Herren Fabrikanten u. Industriellen! Das erste warnende Kommissionsbüro Lodz, Petrikauer Straße Nr. 1 – Telefon 391, hat zur Platcierung an- gewandte und mit guten Zeugnissen versehene: Webmeister, Spinnmeister, Färbermeister, Appreturmeister, sowie routinierte Verwalter, Fabrikverwalter (завъдующiй), Correspon- denten, Buchhalter, Kassirer, Inkassenten, Reisende, Magazineure, Mechaniker, Techniker

u.s.w. (310/7). In dieser Anzeige wurde das Fachwort Fabrikverwalter, für ein besseres Verständnis eines russischen Lesers, in Klammern ins Russische übersetzt (завъдующiй), was von einer Aufmerksamkeit der Redaktion, bzw. des Anzeigenaufgebers zeugt.

Sprachlich wäre auch die seltsame Anwendung des Lexems momentalny in der nach- folgenden polnischen Anzeige anzumerken: Pierwszorzędny „Bar Amerykański“ War- szawa, ul. Senatorska 27. Otwarty od 10 rano do 1-ej w nocy. Wykwintne urządzenie18. Ciągle świeże potrawy i przekąski, 6 gatunków piwa(zagraniczne i Stri zk ego19). Piwo o właściwej temperaturze. Wódki krajowe i zagraniczne. Potrawy z rusztu ze specjalnej kuchni momentalnej „Lucullus”. Ceny umiarkowane (310/6). In Słownik ilustrowany języka polskiego von Michał Arct (1916) hat das Lexem momentalny folgende Bedeutung:

Momentalny, łć., trwający przez moment, szybki, chwilowy, błyskawiczny; m-a fotograf- ja = zdjęcie fotograficzne za pomocą przyrządu migawkowego“ und in Słownik języka polskiego (Doroszewski, o.J.) sind die Bedeutungen: 1. szybki, natychmiastowy, 2. prze- starz. trwający moment, chwilowy, krótkotrwały zu finden. Laut glosbe.com (Glosbe, o.J.) bedeutet es heute: natychmiastowy, migawkowy, błyskawiczny, niezwłoczny, bezzwłoczny, nie cierpiący zwłoki, bardzo szybki, taki, który ma miejsce, wydarza się bez żadnej zwłoki. Daher kann man annehmen, dass sich der Anzeigenaufgeber auf die Bezeichnung szybka (ekspresowa) kuchnia z rusztu bezog, aber die Besonderheit der Küche im Ausdruck ze specialnej20 kuchni könnte darauf hindeuten, dass er auch besondere Gerichte meinte. Das Lexem manipulant kommt in der Anzeige Suche Stellung als Manipulant in einer Wattefabrik. Habe gründliche Kenntnisse im Watte= und Fließerzeugen, sowie im Leimen und Färben derselben. G.fl. Offerten an Johann Bladek, Manipulant, Warnsdorf Nr. 937 VII Bz erbeten – 302/6) in der heutigen Bedeutung nicht als osoba, która wpływa na innych dla własnych korzyści, naginając fakty lub stosując podstępne taktyki mit Synonymen wie intrygant und manipulator, sondern in der alten Bedeutung, die sich im Wörterbuch von Doroszewski findet: „manipulant: człowiek wykonujący czynności ręczne, manipulacje; np. Byłem dobrym majstrem, potem manipulantem“. Es bezeichnete außerdem niższy rangą urzędnik w biurze. Das Problem der grafischen und phonetischen Entsprechung, verbunden mit einer semantischen Diskrepanz (Tautonym), wird als „falsche Freunde des Übersetzers“ bezeichnet, und wenn dieses Phänomen in einem Sprachpaar auftritt, führt es zu Übersetzungsfehlern. Wie ein Vergleich der Bedeutung dieses Wortes in Vergangenheit



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18 „3. «wyposażenie danego pomieszczenia; ogół sprzętów, umeblowanie» (Doroszewski, o.J). WSJP gibt diese Bedeutung nicht an (WSJP, o.J.)

19 Wie im Original.

20 Rechtschreibung wie im Original.


und Gegenwart zeigt, könnte es jedoch bei der Perzeption eines historischen Textes zu Missverständnissen21 führen.


Zusammenfassung

Die Lodzer Zeitung war die erste deutsche Zeitung in Łódź im 19. Jahrhundert und eine Vorläuferin der Lodzer Presse im Allgemeinen. Mit der Industrialisierung und der dynamischen Entwicklung von Łódź wandelte sie sich im Laufe ihres Bestehens von einer kleinformatigen, vierseitigen Zeitung mit polnischen, deutschen und russischen Bekanntmachungen und Mitteilungen der zaristischen Behörden zu einer für die damalige Zeit modernen deutschsprachigen Zeitung in einer Industriemetropole. Die analysierten Ausgaben repräsentieren alle gängigen Arten von Pressetexten, die sich systematisch weiterentwickeln. Dies gilt in geringerem Maße für die Texte von Presseanzeigen, deren Grafikdesign und Werbekategorien weitgehend unverändert geblieben sind. Ihre Sprache kann jedoch auf lexikalischer Ebene mit ihren Veränderungen in Wortsemantik und Recht- schreibung ein Hindernis für das Verständnis historischer Texte darstellen – sie sind aber stets in vielerlei Hinsicht eine interessante Forschungsquelle für Linguisten.

Die deutsche Sprache wurde vom bedeutenden Teil der Bevölkerung von Łódź in einer Sprachinsel22 gesprochen und gepflegt; sie unterschied sich in ihren systemischen Grund- lagen nicht wesentlich von der im Deutschen Reich. Dies gilt auch für die Lodzer Zeitung als deutsche Zeitung, die gleichzeitig kulturelle Bedürfnisse befriedigte; sie hatte nunmehr auch die Aufgabe, das Deutschtum der deutschen Bevölkerung von Łódź zu erhalten. Sie war eine Wissensquelle über Europa und die Welt, eine wichtige Informationsquelle für Hersteller, Handwerker und Händler, erleichterte die Kommunikation mit den städtischen Behörden und bot ein Forum für Diskussionen über wichtige Fragen des Alltagslebens in Łódź und in den Nachbarstädten – und spiegelte damit zugleich das Leben in der Tex- tilmetropole zu Beginn des 20. Jahrhunderts wider. Weitere Forschungen werden zeigen, ob und welche Veränderungen sich nach der Jahrhundertwende bei der Lodzer Zeitung vollzogen haben.


Inhaltsverzeichnis

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21 Ähnliches Problem gibt es mit der damaligen und der heutigen Bedeutung des Lexems Thermophor im Titel eines Rubriktextes (283/4) und in der Anzeige der Ausgabe 309/8.

22 Siehe dazu Michoń (2020: 6, 80).


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WSJP (n.d.), https://wsjp.pl/ [Zugriff am: 11.06.2023].


Streszczenie

„Lodzer Zeitung” (1863–1915) – prekursorka łódzkiej prasy na przełomie XIX i XX wieku

„Lodzer Zeitung” była pierwszą gazetą wydawaną w Łodzi, powstałą na początku drugiej połowy XIX wieku. Rozwijała się wraz z miastem – od czterostronicowego pisma w małym formacie do pełnowymiarowej, ośmiostronicowej gazety ukazującej się w języku niemieckim. W tym czasie pełniła swoją funkcję nie tylko jako medium informujące przedsiębiorców, rzemieślników i kupców o sytuacji gospodarczej, lecz także wspierała łódzką społeczność niemiecką w wymiarze kulturowym i narodowym. Artykuł prezentuje wydanie z 1899 roku (na przełomie XIX i XX wieku) wraz z typami tekstów i wybranymi tematami dotyczącymi życia codziennego. Analiza koncentruje się na słownictwie ogłoszeń i anonsów prasowych, w wymiarze strukturalnym i leksykalnym. Publikacja stanowi wkład w badania nad historycznymi tekstami prasowymi oraz zachęca do ich dalszej eksploracji naukowej.


Słowa kluczowe: prasa niemieckojęzyczna, XIX wiek, Łódź, teksty prasowe i ich słownictwo


Abstract

“Lodzer Zeitung” (1863–1915) – a pioneer of the Łódź press at the turn of the 20th century

The Lodzer Zeitung was the first newspaper in Łódź, established at the beginning of the second half of the 19th century. It developed alongside Łódź, from a small-format four-page newspaper to a full-size, eight-page newspaper published in German. During this time, it fulfilled its role not only as a medium for informing entrepreneurs, craftsmen, and merchants about the economic situation, but also supported the German community of Łódź in cultural and national dimensions. This article presents the 1899 edition (at the turn of the 20th century) with text types and selected topics related to everyday life. The analysis focused on the vocabulary of advertisements and press announcements, in their structural and lexical dimensions. The article contributes to and encourages further scholarly exploration of historical press texts.


Keywords: German newspaper, 19th century, Łódź, press texts and their vocabulary